Ludwig van Beethoven war ein ausgezeichneter Pianist und Meister der Improvisation. Bei den Aufführungen seiner Klavierwerke saß er oft selbst als Solist am Flügel, so auch bei der Uraufführung seines dritten Klavierkonzerts am 5. April 1803 in Wien.
Meistens arbeitete Ludwig van Beethoven besonders gut, wenn er unter Zeitdruck stand. Nur bei seinem dritten Klavierkonzert wollte der Groschen nicht recht fallen. Zum Zeitpunkt der zunächst angesetzten Uraufführung schrieb Beethoven gerade am 2. Satz. Er schuftete noch drei weitere Jahre, bis das Werk endlich nach der Uraufführung viele Erfolge feiern konnte. Den Solopart hatte Beethoven aber selbst dann noch nicht ausformuliert, sondern nur sporadisch und mit hieroglyphen-ähnlichen Zeichen aufs Notenpapier gekritzelt. Was wiederum zeigt: In Beethovens Kopf war alles abgespeichert – und er nahm sich die Freiheit zu improvisieren, sollte ihm danach der Sinn stehen.
Mit dem c-Moll-Konzert strampelte sich Beethoven frei von einigen Einflüssen seiner Kaderschmiede bei Joseph Haydn. Zudem trotzte er den Erwartungen, die man in Wien an ihn stellte als „Mozarts Nachfolger“. Beethoven zeigte hier nämlich sein wahres Gesicht, bspw. im zweiten Drittel des Finalsatzes: Hier lässt Beethoven Klavier und Pauke in einen Dialog treten: das variantenreiche Klavier diskutiert mit der plumpen Pauke. Die Kritiker waren baff, das Publikum jubilierte. Solch kecke Töne hatte Wien bis dahin noch nie vernommen!
Ganz im Geiste des Jubilars will dieser Festakt auch ein gesellschaftliches und politisches Zeichen setzen. Gerade die 5. Sinfonie soll in dem von der Coronapandemie gezeichneten Jahr 2020 ein Signal der Hoffnung sein. Sie beginnt mit tragischer Vehemenz in C-Moll, endet aber in triumphalem C-Dur. Sie soll in besonderer Weise für die stark angeschlagene Musik- und Kulturszene Hoffnung symbolisieren. „Wir wissen, dass es viele freischaffende Musiker gibt, die heute schwer leiden. Das ist ein großes soziales Problem“, so Barenboim. „Deswegen brauchen wir das entschlossene Handeln der Politik.“
Das West-Eastern Divan Orchestra ist seit mehr als 20 Jahren eine feste Größe in der internationalen Musikwelt. Daniel Barenboim rief es 1999 gemeinsam mit Edward W. Said ins Leben – mit dem Ziel, den Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens durch die Erfahrungen gemeinsamen Musizierens zu ermöglichen. Mit den Beethoven-Sinfonien trat das Orchester in den Konzertsälen der Welt auf. „Beethovens Musik ist universell“, sagt Barenboim, „egal, wo in der Welt – sie spricht zu allen Menschen.“